Sieger Köder Fensterbilder

Fensterbilder von Sieger Köder

Der eindeutige Höhepunkt der künstlerischen Ausgestaltung der Kirche sind aber die von Künstlerpfarrer Sieger Köder gestalteten Glasfenster der Kirche. Diese Fenster gehören mit Sicherheit mit zum Schönsten aus der Hand Sieger Köders und die Gemeinde schätzt sich glücklich im Besitz dieser Kleiondien zu sein.
1.Ursprung
Der Schöpfer-Geist dringt in die Tiefe der Welt und führt das Leben ans Licht. Die Welt erblickt das Licht im Antlitz des Menschen. Noch liegt sie im lichten Schlummer des frühen Schöpfungsmorgens, noch sind die Augen geschlossen, aber die leicht geöffneten Lippen atmen schon den Hauch des Geistes: "Im Dunkeln bin ich gebildet, kunstvoll gewirkt in Erdentiefen" (Psalm 139,15).
2.Belebung
"So spricht Gott der Herr zu diesen Gebeinen: Siehe, ich bringe Leben in euch, damit ihr wieder lebendig werdet" (Ezechiel Kap. 37).
Und das Leben bringt Bewegung in die Starre der Totengebeine. Aus den Gerippen formen sich Leiber mit schwellenden Glieder und Gesichter mit offenen Augen. Dazwischen in einem Spalt die Zukunft, die der Prophet verheißt: "Viele werden vom Aufgang und Niedergang kommen und im Reiche Gottes zu Tische sitzen".

3.Enthüllung  siehe Bild oben
Jesus lehrt in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth. Er liest aus der Buchrolle des Propheten Jesaja: "Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe" (Jesaja 61, 1-2 und Lukas 4,18-19).
"Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort erfüllt" (Lukas 4, 21). Da wird der Betrachter erstaunt, oder auch mit einem plötzlichen Erschrecken, gewahr, dass er selbst offenbar gar nicht zu den Hörenden gehört, sondern auf der Seite des sprechenden Jesus steht, und dass die Gestalten des Bildes, indem sie auf Jesus blicken, zugleich ihn anschauen.
4.Wirkung
Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, die er durch die Predigt des Evangeliums gegründet hat. Das Wort des Apostels hat die antike Kultur überdauert, es reicht bis in unsere Zeit. Er sieht vor sich die laute, bunte und berüchtigte Hafenstadt Korinth und zwei Männer, die seine Worte lesen. Zum Bild gehört aber auch die Pflegerin, die den Kranken stützt und dem schreibenden Apostel über die Schulter zu sehen scheint. Nicht umsonst haben die Menschen des Mittelalters ihre Spitäler und die damit verbundenen Schankstuben "Zum Heiligen Geist" genannt. Er heilt, was verwundet ist, wärmt, was erkaltet ist und macht das Verhärtete wieder biegsam und lebendig.
5.Fassung
Das Kozil von Konstantinopel (381) hat das in Nicäa (325) formulierte Glaubensbekenntnis der Kirche neu festgelegt: "Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, der aus dem Vater hervorgeht". Auf dem Konzil von Florenz wurde der Zusatz  "und dem Sohne" - lateinisch filioque - auch von der Ostkirche gebilligt.
Eine prachtvolle Szene! Die versammelten Konzilsväter vor der vergoldeten Apsis der Hagia Sophia mit dem Buchthron in ihrer Mitte. Doch die Feierlichkeit ist nicht nur wunderschön prächtig, sie kann auch bedrohlich prächtig sein. Die geoffenbarte göttliche Wahrheit wird von der Kirche ins Bekenntnis des Glaubens gefasst. Sie steigt aus der Hand des Vaters vom Thron der Weisheit herab. Es ist die zeitlos scheinende, prächtige Seite der Wirklichkeit des Geistes. Sie ist nötig, damit die Wahrheit in Worte gefasst werden kann. Doch, wenn das Wort nicht durch den Mund aus dem goldenen Gehäuse des Buchstabens entbunden wird, bleibt alles in Kälte und Starrheit, die dem Wesen des Geistes widerspricht; denn er ist der, der lebendig macht.
6.Durchbruch
Franziskus von Assisi tanzt mit der Frau Armut in der Freude des Heiligen Geistes, des Vaters der Armen. Nach Abt Joachim von Fijore (ca. 1130-1202) liegt das erste Zeitalter im Licht der Sterne. Das zweite in der Morgenröte. Das dritte im Licht des vollen Tages. Das erste bringt Nesseln hervor. das zweite Rosen. Das dritte Lilien. Es ist dem Heiligen Geist zugeordnet, von dem der Apostel sagt: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit". Und an anderer Stelle heisst es: "Wenn jener Geist der Wahrheit kommt, wird er euch alle Wahrheit lehren".
Das Leben in der Kirche, die eben noch in goldstarrende Pracht gebunden war bricht auf. Ist es mit diesem Aufbruch so bestellt, dass er vielleicht immer dort geschieht, wo Menschen sich von der befreienden Macht des Geistes ergreifen lassen. Wo sie mit ihrer Kirche-im festlichen Pfingsgottesdienst, wie der Mönch, vom roten Licht gestreift, es eben auf seine Notenblätter schreibt- beten: Veni Sancte Spiritus! Veni pater pauperum! Komm Heiliger Geist! Komm Vater der Armen!

7.Aufbruch siehe Bild oben
Papst Johannes XXIII. (1958-1963) und der französische Theologe, Naturwissenschaftler und Philosoph Teilhard de Chardin SJ (+1955) im Gespräch über das Verständnis der Welt und ihrer Zukunft.
Das Fenster des Vatikanischen Palastes in dem der Papst lehnt ist weit nach aussen geöffnet um das Gespräch der Kirche mit der Welt neu in Gang bringen zu können. Das von ihm zu diesem Zweck einberufene Konzil konnte dieser Papst leider nicht mehr abschliessen. Von aussen die Gestalt Teilhard de Chardins, der dem Papst seine Gedanken auf ein Blatt Papier geschrieben hinhält. Er steht hier für die vielen, die immer wieder versuchten, die Vernünftigkeit der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse mit dem von der Kirche bewahrten und verkündeten Glauben zu verbinden.
Vom Thaleskreis über die Kuppel des Petersdomes von Michelangelo bis zur Einstein`schen Relativitätstheorie. Vom ersten Bibelwort: " Im Anfang schuf Gott", über die Worte des Johannesevangeliums: "Im Anfang war das Wort", bis zu Bruckners "Te Deum laudamus" und den Worten der Enzyklika von Papst Johannes XXIII. "Pacem in terris", ist der Bogen geschlagen. Gott wird verherrlicht durch den Frieden, der nur durch die gemeinsame Bemühung aller Menschen erreichbar ist.
8.Vollendung
Der Geist der Liebe verbindet Himmel und Erde zur Vollendung der Welt. Das letzte Fenster der Reihe greift in Form und Inhalt auf das erste, das den Ursprung des Lebens darstellt, zurück. Das 8. Fenster bezeichnet Vollendung und Neubeginn zugleich. Die alte Kirche kannte den Symbolwert der Zahl 8. Die Zahl 7 meint in einem tieferen Sinn als dem des Sabbats, an dem der Schöpfer von seinem Werk ruhte, die Vollendung der Welt. Die Zahl 8 fällt darum in gewisser Weise wieder - auf der Ebene der Vollendung - mit der Zahl 1 zusammen: sie bezeichnet den Neubeginn in der neuen, vollendeten Schöpfung, in der der alte Äon verwandelt wird. So ist sie Zeichen für das Reich Gottes. Die Welt, die durch den lichten Strahl des Geistes zum Leben erwacht war, ist erblüht. Wie die Welt am Ende des Schöpfungswerkes zu sich selbst kam, so findet sie sich nun in der liebenden Vereinigung von Mann und Frau, die den geöffneten Kelch der erblühten Schöpfung füllen.
Die Spaltungen, die die Welt durchziehen, sind durch den einenden Geist überwunden. Die Liebe wandelt das Fremde in Vertrautes; was einander feindlich war, ist sich zugetan. Es geschieht durch die, die sich vom Geist bewegen lassen eins zu sein. Darum leuchtet dieses Bild neben dem Tisch des Abendmahles, dem Ort der Communio, die die Menschen in die Einheit versammelt.

Die Giebelfenster an der Rückfront der Kirche, zeigen dem Besucher Epochen aus der Kirchengeschichte Ellwangens. Auch diese in der eindrucksvollen und uverwechselbaren künstlerischen Darstellung durch Sieger Köder.
Wir hoffen, dass Sie beim Lesen zu einem Besuch in der Hl. Geist Kirche in Ellwangen angeregt werden und weisen noch auf die in der Kirche aufliegenden ausführlichen Beschreibungen der Seitenfenster und auf das Buch "Licht und Schatten" mit der genauen Beschreibung der Giebelfenster hin.

Autor: Stefan Fruh - Datum: 23.02.2018  drucken