Basilika St. Vitus

Die Basilika St. Vitus: Mittelpunkt und Ursprung der Stadt Ellwangen

Die Basilika St. Vitus ist aus der Klostergründung der fränkischen Adligen Hariolf und Erlolf im Jahre 764 hervorgegangen. Hariolf schenkte der ersten Kirche des Klosters die Reliquien von 16 römischen Märtyrern, den so bezeichneten Stiftsheiligen. Sulpitius und Servilianus waren zwei dieser Stiftsheiligen und die Hauptpatrone der Kirche. Um das Jahr 900 wurden sie durch den hl. Vitus ersetzt. Die Stadt Ellwangen ging aus der Klostergründung hervor. Ihr Grundriss ist erkennbar auf die Kirche und die Klostergebäude ausgerichtet.  Die heutige Basilika ist wohl mindestens der dritte Kirchenbau an dieser Stelle. Mit ihrer Erbauung wurde kurz nach dem Jahr 1182 begonnen. Im Jahr 1233 wurde sie geweiht. Man baute von Ost nach West, was die gotischen Stilelemente der Westvorhalle erklärt.

Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit Querschiff hat eine Gesamtlänge von 76 m und eine Breite von 38 m. Das Turmpaar im Osten misst 51 m, der Westturm 53 m. Die romanische Außenansicht der Kirche hat auf ihrer Schauseite nach Süden eine besonders reiche Gestaltung. Das Tympanon des westlichen Südportals zeigt Christus als Richter und zu seiner Linken und Rechten wohl Johannes und Maria.

Die höchst gelungene Barockisierung der Kirche im Innern stammt aus den Jahren ab 1737. Donato Retti hatte den Auftrag dafür erhalten. Ihm gelang es, die Struktur des romanischen Baues dennoch zu erhalten. Die ursprüngliche Gestaltung des Innenraums zeigen noch die Michaelskapelle im Westturm, die Krypta unter der Vierung und die westliche Vorhalle. 

Das Erscheinungsbild des barocken Mittelschiffs der Kirche ist auf das geistige Zentrum des Raumes, den Hochaltar, ausgerichtet. Darum steigern sich Schmuck und Stuckierung von West nach Ost und dem trägt auch das Programm der Stuckaturen Rechnung: Sie beginnen in den Kappen der Gewölbe von Westen her mit den Klostergründern Hariolf und Erlolf. Sodann folgen die 16 Stiftsheiligen. Im Vierungsgewölbe ist im Scheitel einer Scheinkuppel das „Auge Gottes“ als Sinnbild der Vorsehung dargestellt. Über dem Hochaltar ziehen Engel einen Vorhang zurück und geben den Blick in den Himmel frei, aus dem die Taube als Symbol des Hl. Geistes herabschwebt. Die Medaillons im Chorjoch erzählen die Geschichte der Menschwerdung Christi. An den Wänden des Chors sieht man die vier lateinischen Kirchenlehrer. Überlebensgroß stehen an den Pfeilern im Chor die Evangelisten und im Eingang der Vierung Petrus und Paulus. Ihnen folgen  im Langhaus die Apostel als Grundfeste der Kirche. Nach einem Wort von Bruno Bushart wurde so der ganze Kirchenraum zum Abbild der Kirche Christi. Auch die Barockisierung zeigte, dass die bauliche Gestaltung der Kirche über die Jahrhunderte hin auf der Höhe der jeweiligen liturgischen Erfordernisse blieb. So war es auch, als die Kirche nach der Säkularisierung Pfarrkirche der Stadt wurde. Im Jahr 1952 wurde die Abschrankung des erhöhten Ostteils durch Wegnahme des Gitters und des Chorgestühls beseitigt. Der neue Altar wurde in die Vierung gerückt und fortan wurde das Messopfer in Richtung der Gläubigen gefeiert. Im Jahr 1964 verlieh Papst Paul VI. der Kirche den Rang einer „Basilica minor“.

Sehenswert sind auch die Liebfrauenkapelle und der Kreuzgang, welche durch die Tür im Nordwesten des Innenraums zu erreichen sind. In der Liebfrauenkapelle ist seit 1953 der selige P. Philipp Jeningen, SJ, verstorben im Jahre 1704, beigesetzt. Im Kreuzgang sind besonders interessant die höchst unterschiedliche Gestaltung der Gewölbe und die Epitaphien. Vom Kreuzgarten aus bietet sich ein reizvoller Blick auf Romanik, Gotik und Barock. Die Glasgemälde der drei östlichen Fenster der Kapelle mit Szenen aus dem Marienleben schuf Wilhelm Geyer, Ulm, im Jahre 1950.

Die Basilika St. Vitus ist täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.

Informationen über Führungen erhalten Sie in der Touristeninformation Ellwangen oder unter https://www.ellwangen-tourismus.de.

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Die Michaelskapelle

Eine Besonderheit in der Basilika St. Vitus ist die Michaelskapelle. Sie befindet sich über dem „Alten Stift“, somit hinter der Orgel. Hier blickt man in die Vergangenheit der Stiftskirche, denn diese Kapelle ist noch in ihrem ursprünglichen romanischen Baustil erhalten und bietet damit einen Eindruck davon, wie die gesamte Kirche vor ihrer Barockisierung wohl ausgesehen hat. Nicht mehr vorhanden ist einzig das Kreuzgratgewölbe, das durch eine schlichte Decke aus Eichendielen ersetzt wurde.

Die Kapelle war ursprünglich der Gebetsort der Äbte. Sie war viele Jahre in Vergessenheit geraten, bis sie anlässlich einer Orgelrenovierung Mitte der 1990er Jahre „wiederentdeckt“ wurde.

Der Künstlerpfarrer Sieger Köder nahm sich der Sache an und schuf hier einen ganz besonderen Raum.

Er gestaltete die beiden – nach Westen und nach Süden zeigenden – Glasfenster, die je nach Tageszeit eine einzigartige Stimmung in der Kapelle erzeugen. Das nach Westen zeigende „Abendfenster“ ist in blau und rot gehalten. Es zeigt den Abendstern und die Abendröte, im Vordergrund ist eine betende Person zu sehen, die sich über die letzte aufgeschlagene Seite aus dem Neuen Testament, die Offenbarung des Johannes, beugt. Dort ist in Griechisch zu lesen „Ich bin das Alpha und das …“ – der Erste, der Anfang. Das nach Süden zeigende Michaelsfenster ist in weiß, grau und schwarz gehalten. Zu erkennen sind Flügel, die an den Engel Michael erinnern sollen, den Namensgeber der Kapelle, und ein Buch. Auf die neue Eichendecke malte Sieger Köder auf weiß goldenem Grund drei Hände, aus der eine Frau und ein Mann hervorsehen. Dieses Deckengemälde soll die Dreifaltigkeit symbolisieren. Eine weitere Kostbarkeit ist der ebenfalls von ihm gestaltete Altar, der unter der Mensa das Handreliquiar des Hl. Vitus und die Stiftsheiligen zeigt. An der Rückseite des Altars hielt Sieger Köder im Kreis der Heiligen einen Platz frei für den guten Pater Philipp Jeningen, in der Hoffnung auf dessen Seligsprechung. Diese Hoffnung erfüllte sich am 16. Juli 2022. Der Künstler und Bildhauer Rudolf Kurz durfte diese Lücke mit dem Bildnis des nun Seliggesprochenen schließen.

Die Michaelskapelle ist nicht frei zugänglich. Wer Interesse an einer Führung hat, kann sich gerne an das Kath. Pfarramt St. Vitus wenden.

Die Marienkirche

Die Marienkirche in Ellwangen war einst die „Bürgerkirche“ der Stadt. Nicht bei der prächtigen Klosterkirche des mächtigen Benediktiner-Ordens am Stiftsplatz, sondern mehrere hundert Meter weiter südlich inmitten der Gassen mit einfachen Bürgerhäusern fand sie ihren Platz. Im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil erbaut, war ihre innere Ausstattung zunächst sehr einfach. In späteren Jahrzehnten und Jahrhunderten, insbesondere nach der Barockisierung um 1750, erhielt auch sie bedeutende kirchliche Kunstwerke, so von den Ellwanger Künstlern Edmund Widemann, Ignaz Emer, Melchior Paulus und in jüngster Zeit aus der Werkstatt von Geiselhart: Silbermadonna auf dem Hochaltar, barocke Pieta sowie Wand- und Deckenfresken.

Heute gehört die Marienkirche zur Pfarrei St. Vitus am Marktplatz. Kamen noch vor dreißig Jahren zahlreiche Bürger zum sonntäglichen Gottesdienst, auch von Rotenbach, Schrezheim und Neunheim, so wird die Marienkirche heute nur zu besonderen Anlässen genutzt: Bei Marienfesten, Schülergottesdiensten, Jugendgottesdiensten, Totengebet nach Sterbefällen oder mit einem Altar an Fronleichnam. Das gegenüberliegende ehemalige barocke Pfarrhaus wird von der Justizverwaltung zur Ausbildung von Referendaren genutzt.